Kommunikationsstörungen in Paarbeziehungen
„Wir haben Probleme mit unserer Kommunikation.“
Dieser Satz fällt häufig zu Beginn einer Paartherapie. Gemeint ist, dass die partnerschaftliche Kommunikation missverständlich, verletztend und spannungsgeladen verläuft. Man fühlt sich vom Gegenüber nicht mehr verstanden und hat umgekehrt das Gefühl, dass das, was man gerne mitteilen würde, bei dem/der Anderen nicht mehr ankommt. Häufig beinhalten Gespräche nur noch gegenseitige Vorwürfe und Beschimpfungen oder es herrscht Sprachlosigkeit und die Partner ziehen sich resigniert in sich zurück.
Welche Ursachen haben Kommunikationsstörungen?
Die Ursachen sind vielschichtig, und meistens sind die Kommunikationsstörungen nur ein Symptom für ein tieferliegendes Problem.
Nicht geheilte Verletzungen zum Beispiel können Kommuniktationsstörungen erzeugen, aber auch Machtkonflikte, bei denen es vor allem ums Rechthaben geht.
Die Art, wie wir miteinander kommunizieren, hängt zu einem großen Teil von unserem Persönlichkeitsstil ab.
- Vorwiegend sensible Persönlichkeiten suchen häufig die Schuld bei sich selbst und haben schnell das Gefühl, etwas falsch zu machen.
- Vorwiegend anhängliche Persönlichkeiten haben oft Angst, verlassen zu werden, und neigen um der Harmonie willen zum vorzeitigen Nachgeben und Sich-Zurücknehmen.
- Vorwiegend gewissenhafte Persönlichkeiten pochen lieber auf Regeln und Prinzipien, statt den eigenen Gefühlen und denen des Anderen Raum zu geben.
- Vorwiegend narzisstische Persönlichkeiten brauchen Bewunderung und sind daher bei Kritik leicht kränkbar. Das Aushalten und Sich-Auseinandersetzen mit Kritik ist jedoch eine der wichtigsten Bedingungen für eine gelingende Konfliktlösung.
- Vorwiegend sprunghafte Persönlichkeiten reagieren in Streits oft unangemessen impulsiv, aggressiv und sind extrem verletzbar.
- Vorwiegend verschlossene Persönlichkeiten haben häufig Schwierigkeiten, überhaupt etwas von sich preiszugeben.
- Vorwiegend wachsame Persönlichkeiten interpretieren manchmal eine Feindseligkeit in den Anderen hinein, die dieser weder empfindet noch ausstrahlt.
- Vorwiegend lässige Persönlichkeiten sind zwar vordergründig kooperativ, üben aber passiven Widerstand aus, wenn ihnen der Konflikt, eine Problemlösung oder eine notwendige Veränderung zu anstrengend erscheint.
- Vorwiegend dramatische Persönlichkeiten erleben jeden Konflikt mit heftigen Gefühlsausbrüchen.
Wenn jetzt eine Seite in Ihnen aufschreit und sagt: „Ich will aber nicht in eine dieser Schubladen gesteckt werden!“, dann ist das vermutlich der narzisstische Anteil, der sich in seiner Einzigartigkeit und Großartigkeit missachtet fühlt. Aber Scherz beiseite: Das Modell ist bewusst vereinfachend. In Wirklichkeit verfügt jeder Mensch über eine komplexe und individuelle Persönlichkeitsstruktur, die sich aus den jeweiligen Persönlichkeitsstilen und ihrer unterschiedlichen Ausprägung zusammensetzt.
In einer Paartherapie sollen beide Partner ausreichend Raum bekommen, um ihre jeweiligen Sichtweisen, Gefühle, Wünsche und Kritikpunkte mitzuteilen, ohne dass dies bewertet wird. Häufig braucht es einige Zeit, bis das Paar in der Lage ist, sich zuzuhören und Verständnis für den Partner oder die Partnerin zu entwickeln. In einem weiteren Schritt werden die Ursachen der Kommunikationsstörung aufgedeckt und bearbeitet. Manchmal ist ein Persönlichkeits-Test hilfreich, der erkennen lässt, welche Persönlichkeitsstile und Kommunikationsmuster in einer Partnerschaft dysfunktional aufeinandertreffen.